In dem aktuellen Beitrag greifen wir auf die Analyseergebnisse aus dem vorherigen Beitrag zurück und setzen den Prozess des Design Thinkings mit Phase 4 (Prototyping) fort.
Phase 4 - Prototyping
In dieser Phase wird die Grundidee aus der Phase 3 (siehe Abbildung 1) in Form von Prototypen weiterentwickelt.
Abbildung 1: Grundidee aus Phase 3
Prototype 1 (Abbildung 2)
Das Smartphone verbindet sich bei Bedarf mit einer Zwischeneinheit (Data Verification Unit, kurz DVU) und legt dort Daten ab. Nach dem Ablegen der Daten wird der dynamische Port auf der Seite des Smartphones geschlossen. Die DVU speichert, überprüft und stellt die Daten für das Zielsystem abrufbereit zur Verfügung. Das Zielsystem holt die Daten bei Bedarf ab. Nach dem Abholen der Daten wird der dynamische Port auf der Seite des Zielsystems geschlossen.
Abbildung 2: Prototype 1 mit DVU
Wenn alle dynamischen Ports geschlossen sind, sieht die Gesamtarchitektur wie folgt aus:
Abbildung 3: Architektursicht bei geschlossenen dynamischen Ports
Prototype 2 (Abbildung 4)
Bei dem zweiten Prototypen wird eine weitere Einheit eingebunden - die Connection Management Unit, kurz CMU. Sie registriert die Verbindungen von Smartphones und bietet statische Ports an. Die CMU ist nicht mit dem Unternehmensnetzwerk verbunden und enthält keine Daten für das Zielsystem. Sie verwaltet lediglich Verbindungsdaten von Smartphones.
Die Data Verification Unit (DVU) holt sich die IP-Adresse und Portnummer des Smartphones von der CMU. Mit den Verbindungsdaten des Smartphones holt sich die DVU die Daten für das Zielsystem direkt von Smartphone ab. Die Daten werden durch die DVU überprüft und abgelegt. Das Zielsystem holt sich bei Bedarf die Daten von der DVU selbst ab. Das Ziel hinter der Teilung von CMU und DVU ist die komplette Auslagerung des Risikos (siehe blaue Punkte/statische Ports auf Abbildung 4) auf die CMU. Selbst wenn jemand den Zugang zur CMU bekommt, findet man nur die vorübergehend gültigen Verbindungsdaten des Smartphones, aber nicht des Zielsystems oder der DVU.
Abbildung 4: Prototype 2 mit CMU und DVU
Wenn alle dynamischen Ports geschlossen sind, sieht die Gesamtarchitektur wie folgt aus:
Abbildung 5: Architektursicht bei geschlossenen dynamischen Ports
Phase 5 - Testen (Methode NABC Pitch)
Need |
Wie können die Daten von einem LKW an die Software für Lagerhaltung und Produktionssteuerung sicher übertragen werden, so dass die Software von außen nicht angreifbar bleibt? |
Approach |
Das Problem wird durch zwei Vorschläge auf der Ebene der Architektur gelöst. |
Benefit |
Prototype 1: das unternehmensinterne Netz bleibt von außen nicht erreichbar. Smartphones kennen ausschließlich die IP-Adresse von DVU und nicht des Zielsystems. Prototype 2: das kritische Teil des Netzwerks bleibt von außen nicht erreichbar (DVU und Unternehmensinternes Netzwerk). Smartphones kennen ausschließlich die Adresse von CMU und nicht der DVU oder gar des Zielsystems. |
Competition |
Alleinstellungsmerkmale sind die CMU und DVU. |
Tabelle 1: Testen der Prototypen mit NABC Pitch
Fazit – ist Design Thinking in meiner Firma praktikabel?
Es kommt drauf an… das Geheimnis hinter Design Thinking ist nicht die Innovationsmethode an sich, sondern der kreative Teamspirit, welcher von gegenseitiger Unterstützung, Pragmatismus, Neugier, Offenheit und Experimentierfreudigkeit geprägt ist. Dieser Teamspirit ist für den Erfolg in Design Thinking Projekten entscheidend und dazu sehr sensibel. Er flieht bereits bei den ersten Anzeichen von Kritik, Zwängen, Fehler- und Zurechtweisungen. Einer der renommiertesten Gehirnforscher und Neurobiologen Prof. Dr. Dr. Gerald Hüther spricht dieses Thema in seinen Vorträgen und Büchern an, er belegt seine Erkenntnisse aus der Gehirnforschung durch Erfolgsstorys. Welchen Eindruck würde es auf Sie machen, wenn Ihre Kolleginnen und Kollegen aus dem Design Thinking Team einen Nachmittag beim Ansehen eines Science-Fiction Films verbringen würden? Wie würde die Geschäftsführung oder das mittlere Management darauf reagieren? Ist ein solches Szenario im Kontext Ihrer Unternehmenskultur überhaupt denkbar? Das sind einige Beispielfragen, mit denen Sie die Rahmenbedingungen für einen innovativen Teamspirit im eigenen Unternehmen schnell prüfen können. Wenn diese Rahmenbedingungen in einem Design Thinking Projekt nicht erfüllt sind, sollte man von den restlichen Maßnahmen, also der blinden Ausübung des Design Thinking Prozesses, absehen. Das Ansehen von Science-Fiction Filmen wird im Buch von Uebernickel et. al. (2015) als eine Inspirationsquelle empfohlen.
Das Design Thinking an sich unterstützt das Team mit einem Koffer voller Methoden und sorgt dafür, dass die Mitglieder das Anliegen stets im Auge behalten. Jede einzelne Phase hat eigene Ziele und ermöglicht dem Team fokussiert vorzugehen. Die einzelnen Methoden sind meist simpel, aber wirkungsstark, wenn man sie tatsächlich anwendet. Am gezeigten Beispiel kann man sehen, welche Auswirkungen eine simple Erkenntnis (ein Betriebssystem hat statische und dynamische Ports) haben kann und welche Ideen und schließlich Prototypen daraus folgen können.
Vorangegangene Beiträge:
Innovate IT! - Was ist Innovation und welche Innovationsmethoden gibt es?
Innovate IT! - Einführung in die Innovationsmethode Design Thinking
Innovate IT! - Analyse eines IT-Problems step-by-step mit Design Thinking
MID Blog Newsletter abonnieren